Eine Erzählung über das „wirkliche", das „echte" und das „wahrhafte" Bodenforschen...
Textauszüge:
(...) Auf dieses gewisse Grinsen wurde Consdorf das erste Mal Mitte der 80er Jahre bei einem „schlagartigen" Geländeeinsatz während einer Universitätsexkursion im Sauerland aufmerksam. Stephan stand damals mitten auf einer Kuhweide, hatte den rund einen Meter langen Stahl-Bohrstock mit seinem Körpergewicht etwa 20 Zentimeter tief senkrecht in den Boden gestemmt und im Anschluss damit begonnen, den Schlagkopf des Bodenbohrers mit dem Polyamid-Hammer zu bearbeiten. Nach etwa zwei bis drei zaghaften Anfangsschlägen hatte er schnell seinen kraftvollen Rhythmus gefunden und war diesem Bewegungsablauf alsdann bedingungslos verfallen. Ein mächtiger, hoch und lang geführter Hammerschlag folgte unweigerlich dem nächsten. Das Bohrwerkzeug verschwand hierbei zusehends in der Erde. Dann passierte jedoch etwas kaum zu Glaubendes. Während Stephan mit vollem Körpereinsatz den Hammer zielsicher zum Schlagkopf des Bohrers führte, ließ sich genau dort eine Fliege nieder. Der folgende Schlag war aufgrund der Kontinuität des Bewegungsablaufs jedoch nicht mehr abzubremsen. Er endete deshalb unweigerlich und mit ganzer Präzision auf dem Kopf des Bohrgerätes bzw. auf der dort zuvor friedlich gelandeten Fliege. In einem Sekundenbruchteil zuvor, somit unmittelbar vor dem finalen Aufschlag des Hammers, hatte Stephan bereits besagtes Grinsen aufgelegt. Dieses geheimnisvolle Grinsen war jedoch weder bösartig noch gehässig angelegt; es entsprach vielmehr einer mitfühlenden, sanften Gemütsbekundung, welche die Unabwendbarkeit des nahenden Ereignisses kommentierte. In genau diesem Kontext zeigte es sich auch in den kommenden Jahren das ein oder andere Mal bei verschiedenen, letztlich unvermeidbaren und prekären Situationen. (...)
(...) Der „Pürckhauer" ist ein schönes und überaus würdevolles Arbeitsgerät:
Er ist kein billiger, kurzlebiger Schnickschnack und auch kein abstrakter, künstlicher EDV-Müll. Er ist ein Werkzeug, wie es der hart im Felde arbeitende Forscher verdient hat. Dort, wo der Bodenbohrer zum Einsatz kommt, versetzt er ihn in die komfortable Lage, den Dingen mit vertretbarem Aufwand zielgenau auf den Grund gehen zu können. Er ist allerdings auch kein Werkzeug, welches nach grobschlächtigen, kraftprotzigen Charakteren schreit – geschweige denn in die falschen Hände gehört. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Wie die Erfahrung lehrt, ist gerade unter Bodenforschern der Anteil feinfühlender Menschen, bildender Künstler oder kreativer Musiker auffallend hoch. Als Maler bevorzugen sie oftmals dunkle Töne, wie aber auch leuchtende Erdfarben, als Musiker sehen sie sich dem „erdigen Blues" verpflichtet oder fallen mitunter als expressiv agierende Prokofjew-Pianisten durch einen unverwechselbar festen, ja man ist geneigt zu sagen „Pürckhauer-geschulten" Anschlag auf. (...)
Paperback mit illustrationen des Autors, 184 Seiten, erschienen im Selbstverlag
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